Bündnis 90/die Grünen als Bündnispartei? Das Ende einer Illusion
Auf der Bundesdelegiertenkonferenz in Wiesbaden im November 2024 kürten die Delegierten Robert Habeck zum Kanzlerkandidaten für die vorgezogenen Bundestagswahlen am 23. Februar 2025. Die vor fünfundvierzig Jahren gegründete Protestpartei ist heute fest in der deutschen politischen Landschaft etabliert. Nach dem Zusammenbruch der Ampelkoalition setzen die Grünen auf einen personalisierten Wahlkampf und bedienen einen optimistischen Diskurs, der auf die Gewährleistung eines guten, sozialen und gerechten Lebens ausgerichtet ist.
![Dresden, Deutschland - 18. Januar 2025: Wahlkampfplakat von Robert Habeck für die Bundestagswahl © Felix Geringswald/Shutterstock.com](/sites/default/files/2025-02/shutterstock_2573419373.jpg)
Nach einem katastrophalen Wahljahr und angesichts der Zurückdrängung der Umwelt- und Klimafragen hinter die Wirtschafts- und Migrationspolitik ist Bündnis 90/Die Grünen mit wesentlichen Herausforderungen konfrontiert. Vor dem Hintergrund vielfältiger Krisen (Krieg in der Ukraine, Populismus, Klimawandel, hohe Lebenshaltungskosten usw.) und einer fragmentierten politischen Landschaft positioniert sich Bündnis 90/Die Grünen als Bollwerk gegen die AfD und versucht, die Wähler von der Vereinbarkeit von industrieller Dekarbonisierung, wirtschaftlichem Aufschwung und sozialer Gerechtigkeit zu überzeugen. Der Erfolg der Grünen wird davon abhängen, ob es ihnen gelingt, die richtige Balance zwischen der Eroberung der politischen Mitte und der Verteidigung einer anspruchsvollen Klima- und Sozialpolitik zu finden.
Annette Lensing ist Hochschuldozentin für Germanistik an der Universität Caen-Normandie, Expertin für ökologische Fragen im heutigen Deutschland und Mitglied des Forschungsteams für Literaturen, Imaginäre und Gesellschaften (EA 4254.
Diese Publikation ist auf Französisch verfügbar (pdf): "Les Verts allemands comme parti de rassemblement. La fin d’une illusion ?"
Inhalte verfügbar in :
DOI
Notes du Cerfa, Nr. 185, Ifri, Februar 2025
Verwendung
So zitieren Sie diese VeröffentlichungTeilen
Laden Sie die vollständige Analyse herunter
Auf dieser Seite finden Sie eine Zusammenfassung unserer Arbeit. Wenn Sie mehr Informationen über unserer Arbeit zum Thema haben möchten, können Sie die Vollversion im PDF-Format herunterladen.
Bündnis 90/die Grünen als Bündnispartei? Das Ende einer Illusion
Verwandte Zentren und Programme
Weitere Forschungszentren und ProgrammeMehr erfahren
Unsere VeröffentlichungenDer Aufstieg der AfD und die Wahl der Radikalität
Nach ihrer Gründung 2013 hat sich die AfD im Zuge von Krisen kontinuierlich radikalisiert. Seit dem massiven Zustrom von Migranten nach Deutschland 2015/2016 positioniert sie sich als virulente Anti-Migrationspartei und baut ihre Stellung im politischen System Deutschlands, insbesondere in den Parlamenten, stetig aus. Zwar ist sie vor allem in den östlichen Regionen, wo sich ihre wichtigsten Hochburgen befinden, stark verankert, doch zieht sie auch im Westen immer mehr Wählern an. Dies geschieht vor dem Hintergrund einer globalen Normalisierung der extremen Rechten und eines nationalen Kontextes, der von einer starken wirtschaftlichen und politischen Destabilisierung geprägt ist.
Die FDP vor den deutschen Bundestagswahlen: Eine Partei im Kampf ums Überleben
Die Freie Demokratische Partei (FDP), die sich vor den vorgezogenen Wahlen 2025 in großen Schwierigkeiten befindet, versucht nach dem Zerbrechen der Koalition mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und den Grünen wieder auf die Beine zu kommen. Durch ihre zwischen Regierung und Opposition schwankende Positionierung hat sie an Glaubwürdigkeit verloren und kämpft darum, die Fünf-Prozent-Hürde zu erreichen.
Die SPD auf dem Prüfstand der Bundestagswahl 2025: Von der Kanzlerpartei zum Juniorpartner in der Koalition?
Die 20. Legislaturperiode (2021-2024) endete in der Bundesrepublik abrupt, nachdem der FDP-Finanzminister und Vizekanzler Christian Lindner im November 2024 von Bundeskanzler Olaf Scholz aufgrund tiefgreifender politischer Meinungsverschiedenheiten entlassen wurde.
Die Botschaft hören wir wohl An Ideen und Initiativen mangelt es Frankreich nicht, um Europa in der Krise voranzubringen – aber an Überzeugungskraft
Es war am 19. Januar, zu Beginn der französischen EU-Ratspräsidentschaft und noch vor dem russischen Überfall auf die Ukraine, als Emmanuel Macron eine Rede vor dem EU-Parlament in Straßburg hielt.