Schleichender Systemwechsel: Zur Finanzierungsreform der Gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland

Der Ausgabenanstieg in der Gesetzliche Krankenversicherung (GKV), vor allem aber der Anstieg der Beitragssätze und die damit verbundenen Belastungen für Arbeitgeber und Versicherte, ist in der deutschen Gesundheitspolitik seit langem ein kontrovers diskutiertes Thema.
Seit Mitte der 1970er Jahre haben alle Bundesregierungen versucht, die Ausgabenentwicklung in der GKV zu bremsen. Die verschiedenen Maßnahmen der Kostendämpfungspolitik konnten jedoch nicht verhindern, dass die GKV-Beiträge weiter anstiegen. Nachdem die politischen Bemühungen lange Zeit auf eine Reduzierung der Ausgaben fokussiert waren, werden seit einigen Jahren auch grundlegende Veränderungen auf der Einnahmenseite diskutiert.
Unter den Stichworten „Bürgerversicherung“ und „Kopfprämie“ liegen konträre Modelle vor, die jeweils weitreichende Veränderungen in der Finanzierung des Gesundheitswesens anstreben. Die seit Oktober 2009 regierende konservativ-liberale Bundesregierung hatte bei ihrem Amtsantritt erklärt, die Finanzierung der GKV auf Kopfprämien umzustellen. Dieses Vorhaben ist vorerst gescheitert – unter anderem aufgrund von Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Koalition. Stattdessen einigte man sich auf einen Kompromiss, der zwar keinen unmittelbaren Systemwechsel bedeutet, aber eine Entwicklung fortsetzt, die eine schleichende Abkehr von den traditionellen Prinzipien des Bismarck-Modells bedeutet.
Rolf Schmucker ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der AG 1 an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld.
Inhalte verfügbar in :
Regionen und Themen
Verwendung
So zitieren Sie diese VeröffentlichungTeilen
Laden Sie die vollständige Analyse herunter
Auf dieser Seite finden Sie eine Zusammenfassung unserer Arbeit. Wenn Sie mehr Informationen über unserer Arbeit zum Thema haben möchten, können Sie die Vollversion im PDF-Format herunterladen.
Schleichender Systemwechsel: Zur Finanzierungsreform der Gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland
Verwandte Zentren und Programme
Weitere Forschungszentren und ProgrammeMehr erfahren
Unsere VeröffentlichungenFriedrich Merz und die „Zeitenwende 2.0“: eine „neue Ära“ für die transatlantischen Beziehungen?
Am 23. Februar 2025 waren fast 60 Millionen Wähler aufgerufen, einen neuen Bundestag zu wählen. Diese Wahlen werden auch eine neue Regierung in der größten Volkswirtschaft Europas hervorbringen.
Nach den Wahlen: Deutschland auf der Suche nach erschütterter Stabilität?
Mit einer Wahlbeteiligung von 82,5 % hat Deutschland die höchste Beteiligung seit 1987 verzeichnet – ein Anstieg um 6,1 Prozentpunkte im Vergleich zu 2021. Wie schon damals hat die hohe Wahlbeteiligung vor allem der Alternative für Deutschland (AfD) genutzt, die viele frühere Nichtwähler mobilisieren konnte. Viele Wähler wollten mit ihrer Stimme die scheidende Regierung abstrafen, deren Zustimmung vor dem Bruch der Koalition im November 2024 nur noch bei 14 % lag. Deutschland steuert nun aller Wahrscheinlichkeit nach auf eine Große Koalition aus CDU/CSU und SPD zu – die Sondierungsgespräche haben am 28. Februar begonnen.
Wartet Frankreich auf Friedrich Merz?
In den vergangenen Wochen hat sich Friedrich Merz wiederholt für eine engere deutsch-französische Zusammenarbeit ausgesprochen. Wie viel Veränderung könnten seine Appelle tatsächlich bewirken?
Bündnis 90/die Grünen als Bündnispartei? Das Ende einer Illusion
Auf der Bundesdelegiertenkonferenz in Wiesbaden im November 2024 kürten die Delegierten Robert Habeck zum Kanzlerkandidaten für die vorgezogenen Bundestagswahlen am 23. Februar 2025. Die vor fünfundvierzig Jahren gegründete Protestpartei ist heute fest in der deutschen politischen Landschaft etabliert. Nach dem Zusammenbruch der Ampelkoalition setzen die Grünen auf einen personalisierten Wahlkampf und bedienen einen optimistischen Diskurs, der auf die Gewährleistung eines guten, sozialen und gerechten Lebens ausgerichtet ist.