Macron hofft mit Blick auf Trump auf europäische Führungsrolle
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist einer der wenigen europäischen Spitzenpolitiker, die den künfigen US-Präsidenten Donald Trump noch aus dessen erster Amtszeit gut kennen. Damals hatte der Franzose vergeblich versucht, den Immobilien-Mogul aus New York zu umgarnen. Dieses Mal tritt Macron ofensiver auf und hof auf einen europäischen Schulterschluss - und dabei wohl auch auf eine Führungsrolle für sich selbst. Die deutsche Regierungskrise dürfe dies allerdings erheblich erschweren.
Es war 8.54 Uhr am Mittwoch, als Macron "Präsident" Trump als erster Staatschef eines größeren EU-Landes via Online-Dienst X gratulierte, keine halbe Stunde nachdem sich Trump selbst zum Sieger ausgerufen hatte. Die seriösen US-Medien hatten zu dem Zeitpunkt noch lange nicht den Sieg von Trump vermeldet. Schneller als Macron war in Europa nur Trump-Freund Viktor Orban, der rechtsnationalistische Regierungschef in Budapest. Doch zwischen den Zeilen der Kurzbotschaft aus Paris ließ sich ablesen, dass Macron Trump künftig offenbar forscher gegenübertreten will als zuvor.
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"Das Positive ist, dass es sofort eine deutsch-französische Reaktion gab", meint Paul Maurice, Politikwissenschaftler am Institut für internationale Beziehungen in Paris (Ifri), mit Blick die Veränderungen in den USA. "Aber das hätten sie auch schon früher vorbereiten können", fügte er hinzu.

Generalsekretär des Studienkomitees für deutsch-französische Beziehungen (Cerfa) am Ifri
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Schon unter der Präsidentschaf von Joe Biden, der im Januar in den USA aus dem Amt scheidet, sind sich die USA und Frankreich nicht wieder nähergekommen. "Die USA haben zwei Prioritäten: Erstens die USA und zweitens China", bemerkte Macron nüchtern in einer programmatischen Rede an der Universität Sorbonne im April. "Die europäische Frage ist keine geopolitische Priorität für die kommenden Jahre und Jahrzehnte, unabhängig von der Stärke unseres Bündnisses", fügte er damals mit Blick auf die USA hinzu. Dass Trump sich künfig von europäischen Schulterschluss-Übungen beeindrucken lässt, gilt als eher unwahrscheinlich. Schon während dessen ersten Mandats blieben Macrons Versuche ergebnislos, Trump zum Festhalten am Klimaabkommens oder zur Aufnahme der Atomverhandlungen mit dem Iran zu bewegen.
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